Figürlich und Abstrakt - 2015


... wurde es in diesem Winter. Ich wollte mal wieder probierfreudiger an die Sache heran gehen. Das ist ja das Schöne in der Kunst, das Sich-Ausprobieren. Zuerst wurde das Vorhaben in der Malerei umgesetzt. Ich nutzte neue Malmittel wie Acryl-Farben oder auch Kugelschreiber. Manchmal arbeitete ich andere Materialien mit ein. Es machte einfach Spaß, auch wenn das Ergebnis nicht immer so überzeugend war. Danach nahm ich Ton in die Hände. Eine neue Erfahrung mal in 3D zu arbeiten. Jedoch wird es nur einmalig bleiben. Hierbei entstanden überwiegend weibliche Figuren. Alle leider nur luftgetrocknet, da ich keinen Brennofen habe. Es kamen 34 Bilder und 10 Tonplastiken zusammen.


Des Weiteren habe ich mich um den Losito - Kunstpreis beworben, der in diesem Jahr das Thema: Vernetzung hatte. Fünf Werke sind dazu entstanden. Die Preise gingen leider wo anders hin.


Laudatio zur Vernissage am 3. Mai 2015

von Kathrin Liesegang-Nagel

 

Liebe Familie, Freunde, Bekannte und Gäste!

 

Ein Jahr ist wie im Fluge vergangen, die Brandenburger Ateliers sind wieder geöffnet und wir sind hier nun bereits zum 11ten Mal zusammen gekommen, um zu sehen was mein lieber Ehemann Jens Nagel im Winter so gemacht hat. Ich kann vorweg nehmen, hinterm warmen Ofen hat er nicht gesessen, da wir gar keinen haben. Also musste er sich mit dem befassen, was er mit am besten kann, nämlich Malen.

 

Nun, wer meinen Mann kennt, der weiß, dass er sich ungern wiederholt, sich viel lieber ausprobiert und die Ergebnisse bekommen hier wir nun präsentiert.

Begonnen hat er damit bereits im Spätherbst. Acryl war das Zauberwort um Neues zu erkunden. Leinwand um Leinwand wurde verarbeitet und zum Leben erweckt. Neue Möglichkeiten entwickelt und Leidenschaft hineingelegt. Stolz wurden die fertigen Bilder ins rechte Licht gerückt, jetzt waren wir, Clemens und ich, gefragt. Leider kam es nicht ganz zu einer einvernehmlichen Ansicht und so kam ich heute wohl dazu diese Ansprache zu halten, Strafe muss sein. Ob das gerecht war, kann jeder für sich selbst entscheiden. Hauptsächlich im Nebenraum sind die Acrylarbeiten zu betrachten. Mir persönlich sind sie zu dunkel und glanzlos. Aber die Geschmäcker sind zum Glück verschieden.

 

Als nächster Anstoß folgte die Absicht sich um den Losito-Kunstpreis zu bewerben. Dieser Preis wird in Berlin und Brandenburg ausgelobt und hat das Thema „Vernetzung“ vorgegeben. 5 Werke konnten eingereicht werden. Diese sind hier zu sehen.

Auffallend ist zuerst das Format. 120x160 cm ist auch eine selbstauferlegte Herausforderung meines Mannes gewesen. Der Wunsch großformatig zu arbeiten war schon lange da. Jetzt konnte er umgesetzt werden.

Netzkultur abstrakt entstand als erstes. Die Lieblingsfarbe Blau dominiert in einem angedeutetem spinnennetzartigen Konstrukt; wie in einem Strudel wird das Eingefangene in die Mitte gezogen; selbst der Betrachter lässt sich von der täuschenden Frische einfangen und versinkt darin..

Gefangen im Netz ist das Folgewerk. Wir sind gefangen, braune und rote Töne bekommen die Oberhand, vergleichbar mit der Herbstzeit, unsere Zeit läuft langsam ab. Schaffen wir es aus dem Netz, wollen wir überhaupt hinaus? Was passiert mit denen die außerhalb des Netzes sind? Gibt es eigentlich welche außerhalb? Sind wir nicht längst alle miteinander Vernetzt und Vernabelt? Weltweit liegt doch bereits ein Netz über uns. Kaum einer kann sich dem entziehen. Ist das eine Bedrohung? Sieht dieser Netzkokon im unteren Bildbereich einer Handgranate ähnlich?

Die Gedanken sind noch frei – möchte man da liebsten laut rufen oder stören wir damit die Denkenden auf diesem gleichnamigen Bild? Wir sind alle gefangen, gefangen im Netz der Kommunikation, jeder redet ständig mit jedem und doch sprechen wir kaum noch miteinander. Wir hören nicht mehr zu, unsere Sprachkultur versickert immer mehr im kausalen Irrsinn von Abkürzungen, Wortneufindungen und denglisch. Wir sind immer und überall erreichbar, aber warum und für wen? Für unsere vielen Netzfreunde? Sind wir nicht eher Online allein? Fangt an Euch zu befreien!

Von diesen Leinwänden glänzen wieder Ölfarben. Abhängig vom Betrachtungswinkel schimmern die Flächen, das Motiv ist in Bewegung, es lebt. Wie die Kunstpreisjury das sieht, ist noch offen. Die Entscheidung fällt erst Ende Mai. Leider konnten wir nur Fotos einsenden. Aber beim Uckermärker Kunstpreis 2014 hat es ja auch so funktioniert. Wenn auch nicht gleich zum Hauptpreis, so doch für die Auswahl zur Ausstellung die zur Zeit auf Wanderschaft ist und seit gestern im Angermünder Kloster hängt.

 

Ein weiteres Werk will ich noch kurz zur Sprache bringen. Auch es befindet sich im Nebenraum. Der Titel Kriegsängste und Friedenstauben spricht bereits für sich allein. Dieses Bild benötigt Zeit beim Betrachten und weckt die Hoffnung, das Krieg und Leid endlich, so wie bei uns zu sehen, hinter Gitter kommt. Das die Bedrohung unserer Erde, dargestellt durch die im hinteren Bereich hängenden Landschaften, verbannt wird. Schließlich haben wir nur die eine, das sollte nie vergessen werden!

 

Kunst soll nicht nur schön sein. Die brave Landschaft hat mein Mann eh schon längst bei Seite gelegt. Kunst soll auch Anstoß zum Denken sein, Dinge zu hinterfragen oder mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das geht natürlich bei einem Bild in 2D etwas eingeschränkt. Daher der Versuch 3-dimensional zu arbeiten. Ein geeigneter Werkstoff hierfür ist Ton. Die ersten Arbeiten sind wohl eher von selbst entstanden, sie wirken leicht unförmig – oder doch pure Absicht?

Wer schon einmal Ton in der Hand hatte, kennt das Gefühl der feuchten Kühle die das Material besitzt. Man spürt jedoch auch das Natürliche darin, den Bezug zur Erde die Leben schenkt. Daher vielleicht auch die Vorliebe zu den weiblichen Formen, den Schwangeren, die hier zu sehen sind. Mein Lieblingsstück jedoch heißt Bedrohungen. Es steckt voller beängstigender Aussagen; Flammen und böse Mächte wollen unseren Planeten verschlingen; Mutter Erde schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, möchte das ganze Elend nicht sehen und hören und dann entdeckt man diese wundervolle Zartheit, diese Zerbrechlichkeit. Der eigene Beschützerinstinkt wird wach und möchte sich den Bedrohungen entgegen stellen.

 

Ich möchte mich nun Euren/Ihren eigenen Entdeckungen nicht länger entgegen stellen. Mit dem Hinweis auf die 4. Fotoausstellung von unserem Sohn Clemens, die sich im oberen Bereich befindet und den Titel: Natur im Wandel der Zeit/Lebensraum Baum trägt und ein großes Dankeschön an den tollen Harfisten Detlef Klausch, den wir immer wieder gern hier zu Gast haben, erhebe ich jetzt mein Glas und wünsche den Ausstellungen viele interessierte und kritische Betrachter, dem Garten viele neugierige Besucher und meinem Mann viele willige Käufer sowie weiterhin neue Ideen und Durchhaltevermögen.

 

Prost!