Blumeninsel - 2022


Die zur Ausstellung inspirierende Studienreise führte mich im Herbst 2021 auf die wundervolle Insel MADEIRA.  Auch wenn der Aufenthalt dort nur eine Woche betrug, reichte das Gesehene und Erlebte zur Schaffung von 26 Bildern. Zu den Offenen Ateliers Anfang Mai 2022 wurde diese Arbeitsreihe mit einer gebührenden Vernissage eröffnet.  Die gesamten Werke können Sie im verlinkten Galerie-Rundgang besichtigen. Viel Freude dabei.


laudatio zur Vernissage am 8. Mai 2022

von Kathrin Liesegang-Nagel 

 

Ein herzliches Willkommen, gerichtet

 

an Euch, an Sie - schön ist es, in viele vertraute und etliche neue Gesichter zu blicken zu können. Zwei Jahre mussten wir auf diesen Anblick in Bezug auf eine Vernissage verzichten. Zwei Jahre, die jedem Anwesenden Kraft gekostet hat, in welcher Intensität auch immer. Leider sind die heutigen Umstände nicht weniger Kräfte zehrend und verwirrend und ein Ende ist nicht greifbar. Lasst uns daher den Augenblick genießen und die Möglichkeit nutzen mal eine Zeit lang dem ganzen Wahnsinn zu entfliehen, um der Seele etwas Gutes zu tun. Und was eignet sich da besser, als sich mit der Schönheit der Natur zu umgeben. 

 

Ich weiß wovon ich rede. Auch wir sind im letzten Herbst "geflohen", um unsere Gemütslage wieder aufzubauen. Geflohen auf eine Insel voller Naturschönheiten. Auf eine Insel die uns in seinen Bann zog und auch noch heute ein Lächeln ins Gesicht und wohlige Wärme in den Körper bringt, sobald man an sie denkt. - Madeira

 

In nur einer Woche waren unsere Batterien wieder aufgeladen, wir wussten wieder, wie schön das Leben sein kann. Aber, die Ernüchterung folgte, zumindest für den Künstler. Wie sollte man das Erlebte festhalten? Mit emotionalen Landschaftsdarstellungen, mit abstrakten Seeleneinblicken oder einfach die natürliche Schönheit auf die Leinwand bannen? Jens Nagel hat sich für letzteres entschieden. Die Natur in ihrer Vollkommenheit abbilden, dass war sein Vorhaben.

 

Das Ergebnis hängt nun hier an den Wänden. Unter dem Titel "BLUMENinsel" sind in seiner letzten Malphase 26 Bilder entstanden. Den Fokus hat Jens Nagel aufś Detail gelegt. Kleine Dinge groß erscheinen lassen. Die Strukturen hervorheben. Farben intensivieren.

Wer hat schon einmal seinen Blick so nah in eine Hortensienblüte gesteckt? Wer hat die Schönheit dieser kleinen Einzelblüten direkt wahr genommen? Wer das gern einmal tun möchte, ist hier und heute - richtig.

Wer denkt, Fuchsien sind altbackene Balkonblumen und wer meint, Strelitzien gedeihen in unseren Breitengraden nur im Kübel, der kann sich hier und heute von anderen Ansichten überzeugen lassen.

 

Jens Nagel hat nach meiner Ansicht, wieder einmal gekonnt, zwei seiner Leidenschaften bestens vereint. Die Liebe zur Natur und sein Talent in der Malerei. Mit kräftigen Farben die schönen Dinge im Leben, die Natur, ins rechte Licht gerückt. Den Betrachter gekonnt auf das oft schnell zu Übersehende gelenkt, nichts beschönigt, nichts entstellt - pure Natur und trotzdem – künstlich, dazu ist die Kunst in der Lage. Sie kann eingreifen ohne zu zerstören. Im Gegenteil. Sie wirkt eher beschützend, sie zeigt die Verletzlichkeit des Objektes auf und mahnt teils den fürsorglichen Umgang an. Denn das, was ich kenne und lieb gewonnen habe, versuche ich zu erhalten.

 

Die einzelnen Bilder sind sehr kontrastreich. Kräftige Rot- und Orange-Töne stechen hervor. Grelles Gelb leuchtet uns an. Die Hintergründe sind dunkel in grün, blau oder fast schwarz gehalten, um den Blick auf das Wesentliche nicht zu entrücken und auf das Auge beruhigend zu wirken. Denn Ruhe strahlen diese Bilder aus. Man muss nicht viel entdecken, keine verborgenen Botschaften erkunden, keine Dramatik analysieren oder sich fragen, was will uns der Künstler damit sagen. Nein. Man kann einfach nur das Motiv auf sich wirken lassen, darin versinken, die Schönheit sehen und vielleicht sogar versuchen einen Hauch des Blütenduftes zu erschnuppern, in dem man die Augen schließt und sich in seine Gedanken fallen lässt. Haben Sie es schon versucht? Trauen Sie sich ruhig!

 

Auch die neuen Fotografien von Clemens Nagel, eine Treppe höher, zeigen detaillierte Natureindrücke Madeiras. Auch er hat nichts verzerrt, digital bearbeitet oder retuschiert. Auch er zeigt Natur pur. Auch er war fasziniert von dieser Insel.

 

Wer noch mehr Blütenpracht sehen will, kommt zur Zeit in dem großen Kunstwerk von Jens Nagel auf seine Kosten. Selten haben wir zu den Offenen Ateliers schon eine so weit voran geschrittene Natur erlebt. Meist wurden die ersten mutigen Blüten vom Spätfrost überrascht und zerstört, dieses Mal nicht. Die Magnolien leuchten um die Wette und der Rhododendron versucht da mitzuhalten. Als vor einer Woche ein Fernsehteam durch unseren Garten streifte, um für die Sendung "Die 30 schönsten Gartenparadiese in Brandenburg" zu drehen, sah es leider noch nicht ganz so toll aus. Wir sind trotzdem sehr neugierig, was am 27. Mai ab 20:15 Uhr im rbb zu sehen sein wird. Also, vormerken und dann ab vor Mattscheibe!

 

Aber jetzt wollen wir noch einmal auf das Hier und Jetzt zurückkommen. Schließlich besteht der Sinn einer Vernissage nicht nur im Betrachten von Bildern oder darin über die betrachteten Bilder zu fachsimpeln. Nein. Der Hauptsinn liegt darin, dem Künstler zu huldigen, der Ausstellung viele interessierte und kauffreudige Betrachter zu wünschen und darauf anzustoßen, auch darauf, dass wir uns im nächsten Jahr gesund und munter hier wieder sehen. Also Prost auf alles was uns glücklich macht, damit wir diese Ziel erreichen.

 

Wie sicher von den Meisten bemerkt, sorgt zum wiederholten Male Julia Yamasaki am Piano für die musikalische Umrahmung. Schön, dass Du da bist!

Einiges hat sie uns bereits zu Gehör gebracht, einiges wird noch folgen. Folgen Sie nun Ihrer Eingebung und genießen die Zeit beim Bilderbetrachten in der Galerie, bei Kaffee und Musik auf der Terrasse und/oder beim Rundgang im Garten.

 

Danke für Euer/Ihr Kommen!