AOTEAROA - down under - 2019


Meine dritte Studienreise führte mich ans andere Ende der Welt. Ich konnte vom Herbst in den Frühling fliegen, statt fallender Blätter, blühende Bäume sehen. Ich tauchte wieder einmal in eine andere, wenn auch nicht unbedingt fremde Welt. Denn eigentlich ist Neuseeland die ganze Welt nur in klein, verteilt auf 2 Hauptinseln. - TRAUMHAFT - Auch die Stippvisite in Sydney/Australien ließ mein Künstler-Herz höher schlagen. Die fast 4000 Fotos inspirierten mich anschließend 40 Bilder zu malen.


Laudatio zur Vernissage am 5. Mai 2019

von Kathrin Liesegang-Nagel

 

Ich begrüße Sie, Euch und ich freue mich, in vertraute, bekannte und auch neue Gesichter blicken zu können. Neugierig sind sicher alle gewesen, die bei diesem grandiosen Wetter den Weg zu uns auf sich genommen haben. Übrigens zum 15. Mal nehmen wir bereits an den Brandenburger Offenen Ateliers teil, 15 Jahre Selbständigkeit als freischaffender Künstler stecken dahinter, schön dass Ihr dabei seid.

 

AOTEAROA – down under. Der eine oder andere hat sich sicher gefragt, was das bedeuten soll und ist deshalb gekommen und diejenigen, die sich einen Reim darauf machen konnten, wollen nun sehen was so faszinierend ist an AOTEAROA und an down under.

 

Vor knapp einem halben Jahr hat uns AOTEAROA mit strahlendem Sonnenschein empfangen. Wir fühlten uns fast wie jene Europäer, die gut 400 Jahre vor uns ihre Füße auf dieses faszinierende Eiland setzten. Zum Glück nur fast, denn damals gab es dort auch noch Kannibalen, im „Land der langen weißen Wolke“. Denn so heißt AOTEAROA in der Sprache der Maori, den Ureinwohnern Neuseelands. Auch wenn sich in der Zwischenzeit viel verändert hat, wir waren jedenfalls begeistert. Auf einer Fläche die etwas kleiner als Deutschland ist, jedoch nicht einmal 5 Mio. Einwohner hat, ist fast die ganze Welt zu hause und das nicht nur an Nationalitäten sondern vor allem an Landschaft. Und nun hieß es, von dieser Schöpfung in nur 14 Tagen, so viel wie möglich zu entdecken.

 

Drei Faktoren waren ständige Begleiter: - facettenreiches Grün in Form von Viehweiden, Pflanzen, Bäumen und Urwäldern. - variationsvolles Blau das sich im Himmel, den Seen, Flüssen, Wasserfällen und Gletschern austobte und ein kaum beschreibbares Licht, welches alle Farben noch prächtiger wirken ließ, als sie ohnehin schon waren. So warm, so sanft. Manchmal wirkte es wie dünnes Seidenpapier, das zum Schutz dieser grandiosen Natur alles umhüllt.

Wenn ich mir nun anschaue, was der Maler Jens Nagel mit diesen Eindrücken angefangen hat, müsste ich eigentlich sprachlos sein. - Wäre jetzt hier aber etwas unpassend. - Denn die Bilder spiegeln das Erlebte wieder. Sie sind keine Fotos, nein, sie sind Lebendigkeit! Ich höre das Wasser fließen, ich spüre die magische Kälte das Gletschers, ich rieche den Duft des Waldes und sehe die Baumfarne, wie sie sich im Wind wiegen. Ich möchte nicht vor dem Bild stehen, sondern darin sein. Ich möchte in ihm spazieren gehen, mich im Farben-Dschungel verstecken, hinter die Berge schauen, mich darin verlieren. Das alles hat Jens Nagel in meinen Augen, mit diesen Bildern geschafft. Kräftige Farben - sanfte Töne, grober Spachtel - zarter Pinselstrich, realistisches Abbild - abstrakte Interpretation. All das hat er dort gesehen, all das hat er auf die Leinwand gebannt, all das erscheint ein wenig wie durch dünnes Seidenpapier betrachtet.

 

Weiter ging es nach unten drunter obwohl es, von Neuseeland aus betrachtet - eigentlich oben drüber liegt – down under Australien. Genauer gesagt Sydney, denn für mehr war leider keine Zeit. Wir stürzten uns nach soviel Ruhe in die Metropole des roten Kontinents.

Alles, was man sonst nur in Dokumentationen zu sehen bekam, war plötzlich in Reichweite, konnte besichtigt, erstiegen und angefasst werden. Wow, einfach nur beeindruckend. Und dann sitzt dort am Hafen ein Aborigines, spielt auf einem Didgeridoo und bohrt seinen Blick in dein Herz. Mystisch Als nächstes landest du in einem Museum und stehst vor den Kunstwerken dieser immer noch unterdrückten und teils rechtlosen Ureinwohner Australiens. Und du bist gefangen, gefangen von diesen geheimnisvollen Bildern. Wie endlos wirkende Perlenketten, drapieren sich Tupfenreihen auf farbintensive Untergründe, die aussehen, als wären sie direkt der Erde entnommen. Zum Vorschein kommen Tiere, Pflanzen, spirituelle Formen, fantasievolle Gebilde. Diese Inspiration wurde natürlich ebenfalls umgesetzt. Und genauso wie die Aborigines, erzählt auch Jens Nagel mit seinen Bildern. Er erzählt mit diesen 5 down under-Werken von seiner Reise durch down under, von dem, was ihn dort am meisten beeindruckt hat, nämlich der Tier- und Pflanzenwelt. Und mit der künstlerischen Freiheit verbindet er beide Länder. So wandern dort ein Kiwi durchs Unterholz, daneben kann der Betrachter mehrere Tui´s in den Bäumen entdecken. Oder er sieht Sterne, nein, Blattadern oder eher eine Emu-Feder? Versucht es, stellt euch davor und lasst der Fantasie freien Lauf, viel Freude beim Finden.

 

40 Bilder sind in der kurzen Winterphase entstanden. Ein Bild hat gleich nach dem Trocknen den Besitzer gewechselt. Die Aufgabe den anderen einen Platz in der Galerie zu geben, war diesmal besonders schwer. Jedes hatte einen verdient und so mussten beide Ebenen herhalten um allen gerecht zu werden. Die oben hängenden Bilder scheinen alle recht abstrakt. Wer jedoch genau hinschaut entdeckt z.B. das Bild Kauri-Bark. Als ich es das erste Mal sah, war ich etwas irritiert, was war das denn? Tja, so sieht die Rinde eines Kauri-Baumes aus. Nur noch wenige streng geschützte Exemplare kann man auf Neuseeland finden, über tausendjährige Zeitzeugen, einfach nur gigantisch.

 

Wer lieber der Realität ins Auge blicken möchte, kommt auf der gegenüber liegenden Seite auf seine Kosten. Clemens hatte sich unserer Reise angeschlossen und seine Entdeckungen in Fotografien festgehalten. Zu Hause ging es dann ans bearbeiten. Neuseeland heißt seine mittlerweile 8. Ausstellung hier in der Galerie Nagel.

 

Nun möchte ich euch nicht länger vom Betrachten der Bilder abhalten und lieber mit euch auf eine tolle Saison 2019 anstoßen, die uns viele interessierte Besucher, den Bildern kauffreudige Betrachter und dem Garten den einen oder anderen Regenschauer bei milden Temperaturen beschert. Prost!

 

Einen weiteren Applaus möchte ich gern an Julia Yamasaki aus Berlin schicken. Sie wird uns noch etwas mit Musik und Gesang erfreuen. Wer noch mehr von Ihr sehen und hören möchte, ist herzlich zu den Offenen Gärten eingeladen. Dort will sie uns dann, zusammen mit Jana Kiesler und einem Piano, in die Welt der Jazz-Musik entführen. 16.06.2019 um 14 Uhr, hier im Garten. Vielen Dank Julia, schön, dass du gekommen bist!